In vielen Materialien, die mit Lebensmitteln in Kontakt sind, können u.a. im Herstellungsprozess so genannte NIAS (nicht absichtlich zugesetzte Substanzen) entstehen. Im Moment gibt es keine zuverlässigen und kostengünstigen Methoden für die Identifikation und toxikologische Bewertung aller bekannten NIAS, sodass eine Vielzahl an nicht-identifizierbaren Substanzen zurückbleibt, deren Eigenschaften gänzlich unbekannt sind. Kürzlich wurde deshalb sowohl vom Europäischen Parlament, zahlreichen Guidelines, als auch vom International Life Science Institute (ILSI) die Nutzung von In-vitro Bioassays empfohlen.
Aufbauend auf dem am OFI gebündelten Know-how zum Nachweis von hormonaktiven Substanzen, arbeitet man im Rahmen des MIGRATOX Projekts seit 2018 daran die Methodik auf andere kritische Gefahrenstoffe auszuweiten. Im Zentrum des Projektes MIGRATOX steht die Entwicklung neuer Methoden, die die Risikobewertung von unbeabsichtigt eingebrachten genotoxischen Substanzen erleichtern. Genotoxische Substanzen rufen Schädigungen am genetischen Material von Zellen hervor, indem sie entweder den genetischen Code der DNA verändern (Mutation) oder z.B. in Chromosomenstruktur oder Zellteilung eingreifen. Insbesondere DNA-reaktive mutagene Substanzen wurden hier als besonders kritisch identifiziert und sind in der Forschung in den Fokus gerückt. Diese Schädigungen können negative gesundheitliche Auswirkungen haben und zur Krebsentstehung beitragen.
Ziel des Projekts MIGRATOX ist die Entwicklung und Optimierung neuer In-vitro Bioassays für das NIAS-Screening. Durch die Vereinfachung der Risikobewertung wird die Qualität der Sicherheitsbewertung von Lebensmittelkontaktmaterialien weiter erhöht. Dafür werden sowohl Humanzelltests (u.a. Micronucleus), bakterielle Systeme (u.a. Ames Test, UmuC) und Kombinationen aus chemischer Analytik und biologischen Assays mittels HPTLC (High Performance Thin Layer Chromatography) für ihre Eignung untersucht DNA-reaktive Mutagene verlässlich nachzuweisen.
Das Aufbauprojekt wurde in Kooperation mit der FH Campus Wien durchgeführt und wird nun als Arbeitsgruppe weitergeführt. Auf eine enge Zusammenarbeit mit großen internationalen Lebensmittel- und Verpackungsproduzenten wird besonderer Wert gelegt, um die Sicherheit von Verpackungsmaterialien nachhaltig zu gewährleisten und das Vertrauen der Konsument*innen in die Industrie zu festigen.
Das Forschungsprojekt Migratox wurde als COIN Aufbauprojekt von der österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG unterstützt und wird nun als Arbeitsgruppe weitergeführt.