Mikroplastik-Partikel, die aus sehr kleinen Plastikfragmenten mit Abmessungen im μm-Bereich bestehen, sind eine Quelle für Plastik, das in die Umwelt gelangt. Laut Schätzungen der europäischen Kreislaufwirtschaft werden zwischen 75.000 und 300.000 Tonnen Mikroplastikpartikel jedes Jahr in der EU in die Umwelt abgegeben. Neuere Studien zeigen, dass Mikroplastik-Partikel bis in die menschliche Nahrungskette zurückverfolgt werden können. Daher werden aktuell in der EU alle Aktivitäten forciert, die (i) zuverlässige Methoden zum Nachweis und zur Identifizierung von Mikroplastik entwickeln, (ii) helfen, die Eintragsquellen der Mikroplastik-Partikel ausfindig zu machen und (iii) Vermeidungsstrategien entwickeln.
In dem internationalen Kooperationsprojekt „microplastic@food“, koordiniert vom Lebensmittel Cluster NÖ (LMC NÖ) und der IVLV, haben sich drei führende Forschungseinrichtungen – UBT und IPF in Deutschland und OFI in Österreich – zusammengeschlossen, um gemeinsam eine analytische Methodik zum Nachweis und zur qualitativen sowie quantitativen Identifizierung von Mikroplastik-Partikeln zu entwickeln. Innovative spektroskopische Bildgebungstools und fortschrittliche Datenverarbeitungsmethoden werden kombiniert, um die Generierung validierter und zuverlässiger Daten (qualitativ und quantitativ) über eine potentielle Mikroplastik-Kontamination von Lebensmitteln und Getränken zu ermöglichen. Standardisierte Mikroplastik-Probenahmeprotokolle und klar definierte Arbeitsabläufe für die mikro-spektroskopische Analyse und Datenaufbereitung werden entwickelt und dann in konkreten Fallstudien eingesetzt.
Ziele dieses großangelegten F&E Projektes mit umfangreicher Unterstützung aus der Lebensmittel-, Getränke- und Verpackungsindustrie sind daher
- die Identifizierung und Charakterisierung von potentiellen Mikroplastik-Partikeln in Nahrungsmitteln und Getränken mit einer neu-entwickelten, zuverlässigen Methodik (Probenaufbereitung und Analytik)
- die Identifikation der Eintragsquellen nach Probenahme über klar definierte Arbeitsabläufe und analytische Methoden
- die Erarbeitung von Präventionsmaßnahmen zur Vermeidung von Mikroplastik-Eintrag in Nahrungsmittel und Getränke
Die Erkenntnisse, die im Rahmen des Forschungsprojekts „microplastic@food“ entstehen, werden direkt den teilnehmenden Branchen zugutekommen. Fundierte Ergebnisse können die Unbedenklichkeit von Produkten aufzeigen, oder, sollten Partikel detektiert werden, als Basis für Risikobewertungen und die Entwicklung potenzieller Vermeidungsstrategien herangezogen werden.
Finanziell unterstützt wird das Projekt im Rahmen von CORNET von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) und der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen „Otto von Guericke“ e.V. (AiF). CORNET (COllective REsearch NETworking) vernetzt nationale und regionale Programme der Gemeinschaftsforschung verschiedener Länder. Derzeit sind 15 Förderorganisationen und Ministerien aus Europa, Ostasien, Nord- und Südamerika an CORNET beteiligt.
Weitere Informationen zum Projekt: https://microplastic-food.org/
Nachfolgeprojekt MICROPLEXFOOD in Planung
Ein Nachfolgeprojekt ist bereits in Planung: In „MICROPLEXFOOD“ soll die validierte Methodik auf komplexere Lebensmittel, wie z.B. trübe Getränke, Milchprodukte, Fisch oder verarbeitete Fleischprodukte, angewendet werden. Um neben der Oberfläche auch die interne Matrix untersuchen zu können muss das Lebensmittel „aufgelöst“ bzw. aufgeschlossen werden.
Interessierte Unternehmen können eigene Proben im Rahmen des Projektes untersuchen lassen und somit Erkenntnisse über den potenziellen Eintrag von Mikroplastik ihrer Produkte in Lebensmittel erlangen. Das Forschungsprojekt „MICROPLEXFOOD“ startet voraussichtlich im Herbst 2023. Sie haben Interesse an diesem Projekt teilzunehmen? Dann kontaktieren Sie uns direkt für weitere Informationen!