Die Hälfte der Bevölkerung verwendet sie über Jahrzehnte hinweg regelmäßig, jeden Monat einige Tage: Menstruationsprodukte. Trotz des engen Kontakts mit dem weiblichen Körper, sind Binden, Tampons oder Menstruationstassen in der EU kaum reguliert. Das Forschungsprojekt LEIFS nimmt sich jetzt diesem Thema an.
Binden, Slipeinlagen, Tampons. Lange Zeit waren im Bereich der Menstruationsprodukte nur Einwegprodukte auf dem Markt. Seit einigen Jahren finden sich – zuerst nur online, mittlerweile auch in den Regalen der Drogeriemärkte – immer mehr alternative Produkte. Waschbare Stoffbinden, Periodenunterwäsche und Menstruationstassen, die alle sehr nachhaltig auftreten, erfreuen sich immer größerer Beliebtheit.
Egal ob klassisches Einweg- oder innovatives Mehrwegprodukt, sie alle versprechen Sicherheit, im Sinne von Schutz. „Sicherheit wird bei Menstruationsprodukten meist nur auf die Anwendung bezogen“, weiß Elisabeth Mertl, OFI Expertin für Medizinprodukte und Projektleiterin von LEIFS – let it flow safely. „Ein Produkt, das nicht ausläuft, gilt als sicher. Tatsächlich hat Sicherheit aber auch mit Gesundheitsrisiken zu tun.“
Es mag überraschen, aber in Europa gelten für Menstruationsprodukte, dieselben Sicherheitsbestimmungen wie für Taschentücher, obwohl die vaginale Schleimhaut wesentlich leichter Schadstoffe aufnimmt. Aufgrund dieser geringen Regulierung von Menstruationsartikeln, fehlt es an Analysenmethoden, um relevanten Fragestellungen zu toxikologischen Eigenschaften der Materialien, mikrobiologischen Gefahren sowie Wiederaufbereitung und Reinigung nachgehen zu können. Das Forschungsprojekt LEIFS nimmt sich jetzt diesem Thema an. Das Projektkonsortium, zu dem neben dem OFI noch die beiden ACR-Institute LVA und IWI gehören, hat sich zum Ziel gesetzt mit der Entwicklung einer Teststrategie die wissenschaftliche Basis für die Sicherheitsbewertung von Menstruationsprodukten zu legen.
„Die Menstruation ist immer noch ein gesellschaftliches Tabuthema. Aus diesem Grund gibt es bisher keine dezidierte Sicherheitsbewertung für Periodenprodukte“, versucht sich Mertl den blinden Fleck zu erklären. „Dabei sind die möglichen Gesundheitsrisiken, die Menstruationsprodukte verursachen könnten, vielfältig. Im Rahmen von LEIFS wollen wir deshalb eine Teststrategie entwickeln, die eine systematische Bewertung der Gesundheitsrisiken ermöglicht.“
Schwerpunkte will man bei den mikrobiologischen und chemischen Risiken von Mehrwegprodukten setzen, da in diesem Segment das größte Marktwachstum für die nächsten Jahre erwartet wird. Bei der Entwicklung der Teststrategie werden nicht nur die Produkte selbst, sondern auch ihre Verpackungen sowie die konkrete Anwendung berücksichtigt. Die entwickelten Methoden, sollen schließlich für Strategien zur Bewertung von Menstruationsartikeln herangezogen werden können.
Um langfristig einen Mehrwert für die Anwender*innen von Periodenprodukten zu schaffen, gilt es Hersteller und Handelsunternehmen in das Forschungsvorhaben einzubeziehen. In dem Forschungsprojekt LEIFS passiert das. „Direkter Austausch ist wichtig. Immerhin wollen wir, dass die Teststrategie, die wir im Rahmen des Projekts erarbeiten, dann auch in der Praxis angewendet wird“, so Mertl.